Löbau

Löbau Kaltort 2016

Ort: Löbau
Bevölkerung: 15.353 Einwohner_innen
Selbstbezeichnung: Gründungs- und Konventort für den 1346 gegründeten Sechsstädtebund; Ausrichter der 6. Sächsischen Landesgartenschau 2012, des Sächsischen Landeserntedankfestes 2015 und des Tags der Sachsen 2017

Nominiert, weil:
Löbau spiegelt den alltäglichen, rassistischen Ausnahmezustand wider.
„Handwerk und Kultur“ seien mit dem Ort eng verflochten, wird auf der Homepage behauptet.Ob damit die Kontinuität von rechten Übergriffen gemeint ist?
Diese finden nicht nur im Zusammenhang mit Demonstrationen statt, wie im September diesen Jahres, als Nazis unter dem Motto „Nation statt Integration“ auf die Strasse mobilisierten. Auch das örtliche Stadtfest bietet den rechten Schlägern immer wieder die Möglichkeit Menschen durch die Strassen zu hetzten und brutal zusammenzuschlagen, wie im Jahre 1999 und 2006.
Die Gewalt nimmt allerdings noch weitreichendere Dimensionen an:
eine Unterkunft für Geflüchtete, in der zu der Zeit 300 Menschen untergebracht waren, wurde im Februar mit Molotowcocktails angegriffen.
Wenn Geflüchtete die Unterkunft verlassen, werden sie gejagt, angegriffen und brutal misshandelt. Parteibüros werden angegangen, Räume engagierter Vereine aufgebrochen und neben Zerstörungen auch verbotene Symbole hinterlassen. Vor dem Klub Klinik wurde Anfang Februar von einer Gruppe Nazis gegen das Tor getreten und „Sieg Heil“ gebrüllt. Die dazugerufenen Polizei beobachtet dies, fiel aber nicht durch erhöhte Aufmerksamkeit, Aktivität oder auch Handlungsfähigkeit auf, sowas…

Es liegt natürlich der Gedanke nahe, dass dies alarmierende Zustände seien und nur viel mit Glück noch keine Person mit dem Leben bezahlen musste.
Aber wir wissen ja, wie die Geschichte dann weitergeht, weil Löbau eben für den rassistischen Normalzustand steht:
Der Bürgermeister Buchholz (CDU, seit 2001 im Amt) möchte lieber ganz in Ruhe über Pro und Contra abwägen. Was gibt es denn da abzuwägen? Was steht denn bei hundertfachem versuchten Mord auf der „Pro-Seite“?
Erfahrungswerte zeigen, dass es weniger um den Prozess des Abwägens geht, was schon katastrophal genug wäre, sondern viel mehr um das wegschauen, nicht handeln, sich nicht positionieren müssen.
Seit Anfang April hat nun auch die AFD ein Bürgerbüro eröffnet. Wer nun in seinen „Ängsten und Sorgen“ noch ernster genommen wird, ist damit auch klar. Nun kann sich die Volksgemeinschaft einmal mehr auskotzen.

FAZIT:
Löbau mit seiner sanierten Innenstadt gibt sich gerne als Gastgeber für allerlei Festivitäten. Aber das Stadtfest ist eher ein Jagdgrund für Nazi-Mobs und die Polizei schaut gerne weg, der seit 15 Jahren amtierende Bürgermeister findet keine klaren Worte bei einem rassistischen Mordanschlag. Wer in Löbau nicht eingeladen ist, wird schnell deutlich: Linke und alle, die im rassistischen Weltbild nicht als Deutsche gelten. Damit ist Löbau leider nicht allein, aber dennoch ein sehr würdiger Kandidat für die Wahl zum # Kaltort des Jahres 2016.