Mit großer Mehrheit hat es die Stadt Bautzen geschafft, sich in einer prominenten Liste von Orten mit rassistischen Exzessen, als übelste aller Nominierten durchzusetzen. Die große Mehrheit der Abstimmenden war sich sicher, in Bautzen die abschreckendste Vereinigung aus attackierenden Nazis, unterstützenden wie schweigenden Bürger_innen, vertuschender Polizei und Politik gefunden zu haben. Der Name Bautzen ist Inbegriff der sächsischen Verhältnisse im Land der über 1.800 Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte. Bautzen erinnert uns nicht an Senfmuseum, Haupt- oder Weihnachtsmarkt. Wir denken an Husarenhof, Beifall klatschende Bürger_innen, Kornmarkt, Menschenjagden, Hausverbote für Geflüchtete und sachliche Gespräche zwischen Politiker_innen und den Anführer_innen der Nazi-Meute.
Bautzen ist, wenn die Nazis machen können, wie sie wollen. Wenn Sorb_innen und Geflüchtete zu Gejagten werden, wenn Menschen, die sich mit ihnen solidarisieren, ebenfalls zum Ziel erklärt werden. Nach der andauernden Hatz auf Geflüchtete, souverän geahndet durch eine Ausgangssperre für die Betroffenen, mehren sich die gezielten Überfälle auch auf Linke. Der letzte Angriff auf 5 Personen vor der Silvesternacht wurde von der Polizei als „Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen“ verklärt. Ein Kieferbruch und Schädelprellungen zählen in klassisch sächsischer Verharmlosung nazistischer Attacken als „leichte Verletzungen“. Der Unwillen der Polizei, sich dem Mob bei seinem Streben nach Hegemonie auf der Straße in den Weg zu stellen, ist greifbar.
Die Gewalttäter_innen handeln nicht alleine. Sie benötigen Unterstützung um den Mut zu fassen, ihre Wünsche auch auszuführen. Die gibt es aus der gut organisierten Naziszene, von der Bevölkerung, die bei der letzten Wahl mit 25% für AFD und NPD stimmte und beim Brandanschlag auf die geplante Geflüchtetenunterkunft im Husarenhof jubelte. Ganz im Stile der 90er gibt es kein Pogrom ohne Lichterkette. Seitdem der Schein erloschen ist, kann wieder zum rassistischen Normalzustand übergegangen werden.
Dafür erhaltet ihr diesen Pokal, die Auszeichnung zum Kaltort 2016. Das ist kein harmloses Symbol, er ist eine unangenehme und bleibende Erinnerung an die zahlreichen Angriffe auf Geflüchtete, auf Linke und den rassistischen und völkischen Normalzustand im Jahr 2016. Wir lassen diese Angriffe nicht in Vergessenheit geraten und rufen dazu auf, dass Bautzen und seine rassistische Bevölkerung im Fokus bleiben und die Konsequenzen ihres Handelns auch zu spüren bekommen.
Unsere Solidarität gilt all jenen, die mit der Zielscheibe auf dem Rücken in Bautzen leben müssen oder sich dazu entschieden haben, trotz allem dort weiter widerständig zu sein. Unser antifaschistischer Widerstand gilt Bautzen und seiner Bevölkerung.
Bautzen, Du mieses Stück Deutschland!
Ihr findet alle Beiträge zum Kaltort Ranking 2016 hier.
Zudem haben wir diesen Text nebst Pokal und Urkunde auch an die Stadtverwaltung Bautzen gesandt. Dazu gibt es hier dieses Video.